Anja Ozabera ist eine Kriegswitwe mit zwei Kindern, die von EuroMaidan NRW e.V. neu in die Hilfsliste aufgenommen wurde. Unser ukrainischer Freund und zuverlässiger Mitarbeiter Oleg Boyko hatte von ihr erfahren und als hilfsbedürftig empfohlen.
Am 13.08.2017 fuhr ich (Wolf Reyscher) früh morgens von Volodymyr-Volynsky nach Bila Tserkva und machte Halt in Schytomyr. Ich hatte Hilfsgüter für Oleg Boyko’s Hilfsprojekt in meinem Wohnmobil, die ich vorbei bringen wollte: mehrere Kartons und Taschen mit gut erhaltener gebrauchter Kleidung, Kinderspielzeug und einen zusammenklappbaren Rollstuhl. Und ich hatte die Geldspende für Anja Ozabera von Noelie Uhlmann mitbekommen. Oleg wollte mich dorthin begleiten. Da meine Russisch-Kenntnisse nicht so umfangreich sind, dass ich alles auch ohne Probleme verstehen würde, holten wir auf dem Weg zur Witwe noch einen Bekannten von Oleg ab, der sich freundlicher Weise bereit erklärt hatte für uns übersetzte.
Anja Ozabera lebt in einem Mehrfamilienhaus in einer Nebenstrasse, nicht allzu weit vom Bahnhof entfernt. Sie hat dort von der Armee eine Dreizimmerwohnung gekauft bekommen, die beim Einzug neu renoviert war. Anja empfing uns auf der Zufahrtsstrasse zu den Häusern dieses Quartiers. Bis ganz heranfahren konnten wir mit dem Wohnmobil nicht. Bei ihr waren ihre beiden Söhne. Der Empfang war herzlich, und von der Art her ist Anja sehr freundlich, offen und völlig unkompliziert. Sie bat uns in ihre Wohnung. Ein Zimmer der Wohnung ist das Wohnzimmer, eines ist das Schlafzimmer der Kriegswitwe, und das dritte Zimmer ist für die beiden Söhne. Sie schlafen dort in einem Etagenbett, dass Anja zuvor gekauft hatte. Der große Kleiderschrank im Kinderzimmer war bei Einzug schon vorhanden. Insgesamt ist die Wohnung einfach eingerichtet, sie ist sauber und hat trotz der Einfachheit Stil. Aber es fehlen noch ein paar Möbel!
Wir setzen uns im Wohnzimmer auf die Couch und unterhalten uns. Ich gebe den beiden Jungen kleine Geschenktüten, die Noelie Uhlmann zuvor gepackt hatte. Sie enthalten Haribo, Schulhefte, Stifte, Wasserfarben, und ein paar andere Dinge mehr für die Schule. Alles das ist in Ukraine sehr teuer. Zuerst wollen die beiden Kinder nicht, dann trauen sie sich aber doch. Es ist ja auch nicht einfach, wenn drei fremde Männer plötzlich da sind und sich teilweise auch noch in einer fremden Sprache unterhalten.
Anja und ihre gefallener Ehemann Aleksander waren schon in ihrer Schulzeit zusammen, da waren Anja 19 Jahre alt und Aleksander 18 Jahre alt. Sie trennen nur wenige Monate. Nach der Schule musste Aleksander zur Armee, er wurde Sergeant und Instruktor, und sie wartete drei Jahre bis zu seiner regulären Entlassung. Sie heirateten im Mai 2009. Da war Anja schon schwanger. Im selben Jahr brachte sie Evgenij zur Welt. Er war ein Wunschkind, so wie es auch der 2012 geborene Vladislav war.
2016 verpflichtete sich Aleksander erneut für die Armee. Er war Kommandant einer Abteilung des Nachrichtendienstes. September 2016 mussten er und seine etwa 30 köpfige Gruppe an die Front in die ATO. Im November 2016 trat Aleksander auf eine Mine des Feindes und wurde getötet…
Für Anja brach ihre Welt zusammen…
Durch die Hilfe der Armee hat sie zumindest erst einmal keine Probleme mit der Wohnsituation. Anja Ozabera arbeitet heute ebenfalls für die Armee und hat dort einen 3-Jahres-Vertrag für eine Verwaltungstätigkeit. In der Regel wird dieser Vertrag nach diesen drei Jahren verlängert um weitere drei Jahre. Eine Garantie gibt es dafür allerdings nicht. Für Ukrainische Verhältnisse bekommt sie ein «normales» Gehalt. Doch 8000 Griwna (nach jetzigem Stand etwa 265€) im Monat reichen natürlich nicht aus, um gleichzeitig für sich und die beiden Kinder zu sorgen. Die Erstausstattung für den Beginn des neuen Schuljahres kostet schon mehr als 2000 Griwna für jedes Kind, die laufenden Kosten für die Schule sind darin nicht enthalten. Nahrungsmittel sind teuer, die Nebenkosten der Wohnung verknappen das monatliche Budget ebenfalls um einen erheblichen Betrag. Wer in Ukraine war in letzter Zeit und dort Freunde oder Bekannte hat, der weiß das selbst.
Anja Ozabera möchte einen Schreibtisch kaufen (eigentlich braucht sie zwei, denn beide Söhne müssen für die Schule lernen) und einen kleinen Computer.
Im Namen des Vereins “EuroMaidan NRW e.V.” zahle ich Spendengelder für Evgenij und Vladislav in Höhe von 750,00 € an Kriegswitwe Anja aus und wir füllen die Quittungen aus. Deutscher Verein – deutsche Ordnung. So muss das auch sein. Nachdem diese Formalitäten erledigt sind, reden wir noch ein paar Minuten über Allgemeines, und dann verlassen wir zusammen die Wohnung.
Evgenij probiert vor dem Haus das Fahrrad aus, dass Oleg Boyko ihm mitgebracht hatte. Oleg hat es selbst besorgt und repariert. Auch hier reden wir noch ein paar Minuten, dann verabschieden wir uns.
Anja Ozabera sagt mehrfach während unseres Besuches vielen Dank für die großzügige Unterstützung. Ich sehe in ihren Augen, wie viel Ihr diese Hilfe bedeutet. Wir können ihren emotionalen Schmerz nicht lindern. Aber wir können helfen, dass sie zumindest finanziell einen großen Schritt vorwärts gehen kann. Ich bedanke mich bei allen Spendern, die diese Hilfsaktion ermöglicht haben. Gemeinsam sind wir stark. Und starke Menschen braucht nicht nur unser Land. Danke!
Wolf Reyscher im Auftrag von Euromaidan NRW e.V.
Wir danken Euch ganz herzlich für Eure bisherige Unterstützung, Euer tolles Engagement und die praktische Hilfeleistung und hoffen natürlich auf weitere Spenden.
Spenden bitte über PayPal: hilfsprogramm.de.ua@gmail.com
oder per Banküberweisung:
Kontoinhaber: EuroMaidan NRW e.V.
IBAN-Nr. DE12380601861502025011
BIC GENODED1BRS
Verwendungszweck : Spende
Falls eine Spendenbescheinigung erwünscht ist, bitte die Anschrift – Straße, Hausnr., PLZ und Ort im Verwendungszweck angeben.
Herzlichst, das gesamte Team “Deutschland für die Ukraine” sowie “EuroMaidan NRW e.V.”