Vom 25. bis 27. April 2022 haben wir, Klaus H. Walter und mein Freund und Nachbar Magnus Knipp eine Hilfsgüterfahrt zur polnisch-ukrainischen Grenze durchgeführt, bei der wir neben einer Auszahlung von Spendengeldern an eine Familie einer ukrainischen Kriegerwitwe medizinische Hilfsgüter (im Gesamtwert von ca. 3000 €) sowie ein Nachtsichtgerät (Kaufpreis 3500 €) an der Grenze übergeben haben und auf dem Rückweg vier Personen aus der Kyjiwer Down-Syndrom-Initiative AtelierNormalno bis nach Bonn zurückgebracht haben.
Auf der Hinfahrt durch Tschechien (dankenswerterweise verzichtet Tschechien bei Hilfsgütern für die Ukraine auf die Entrichtung der Autobahngebühr!) fuhren wir am Montag, den 25.4. bis in den polnischen Wintersportort Szczyrk, wo die uns bekannte Familie von Nadija Uporowa mit ihren beiden Töchtern Julia und Wioletta sowie der Frau Mama, dem Hündchen und einer Katze Unterkunft gefunden haben: Sie leben bei einem älteren Polen namens Karol in einem großen Haus mit sieben erwachsenen ukrainischen Frauen und zehn Kindern aller Altersstufen in einer Art Wohngemeinschaft.
Frühere Berichte über Unterstützung der Familie durch den inzwischen aufgelösten Verein Euromaidan NRW e.V. gibt es von 2014 hier; von 2015 hier und von 2016 hier.
Wir brachten jetzt den von Spendern zur Verfügung gestellten Betrag von 200.– für die Familie:
Anscheinend haben sich die ukrainischen Mütter und Großmütter gut in Polen eingelebt, die Kinder gehen alle zur Schule, einige der Frauen haben Arbeitsplätze gefunden, andere kümmern sich um den Haushalt. Allerdings ist jetzt die Wintersaison vorbei, sodass es in dem Ort nicht mehr so leicht ist, ein wenig Geld zu verdienen.
Regelmäßige Unterstützungszahlungen nach dem einmaligen Begrüßungsgeld von 500 PLN gibt es für ukrainische Flüchtlinge in Polen nicht, insofern war diese außerordentliche Zuwendung sehr willkommen. Aber irgendwie kommen sie alle zurecht. Nach der anfänglichen Trauer und tagelangem Weinen herrscht jetzt eher eine gelöste Atmosphäre. Die ersten Frauen sind auch schon (in weniger betroffene Landstriche der Ukraine) zurückgekehrt.
Nach einem von den Frauen zubereiteten leckeren Abendessen konnten wir uns in ein nebenan gelegenes modernes Chalet zurückziehen, das uns Karol freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat, und verbachten in dem Ferienhaus eine geruhsame Nacht.
A´m folgenden Tag fuhren Magnus und ich nach dem Frühstück bei Nadija und ihren Kindern weiter über Auschwitz-Birkenau
zum Grenzübergang Hruschiw/Budomierz (Хрушів/Будомеж), wo wir die medizinischen Hilfsgüter sowie das Nachtsichtgerät an Jurij Krawtschuk übergeben haben:
Jurij Krawtschuk war während des Maidan Kommandant (sotnik) der Hundertschaft aus der Oblast Chmelnyzkyj, wurde schwer verletzt und im Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz wieder „zurechtgeflickt“.
(Berichte hier: Juni 2015, November 2015, Dezember 2015, und Januar 2016.
Zur Zeit ist Jurij Krawtschuk Transportfahrer für die Freiwilligen der Territorialverteidigung aus der Oblast Chmelnyzkyj, die an den Brennpunkten der russischen Invasion der ukrainischen Armee hilft. Zum Zeitpunkt des Spendenaufrufs waren sie bei Butscha, danach bei Mariupol und sind derzeit bei Isjum.
Für diese Freiwilligen ist auch das Nachtsichtgerät bestimmt. Jurij hat auf der Rückfahrt ein Video aufgenommen und ukrainisch besprochen (kann bei mir angefordert werden, Klaus).
Die Hilfsgüter waren von Ingrid Berger-Knipp und Magnus Knipp im Freundes- und Bekanntenkreis gesammelt worden, kurz vor der Abreise kam noch der rote Koffer und Wolldecken von Jennie Seitz hinzu.
Für das Nachtsichtgerät hatte ich in Facebook einen Spendenaufruf gepostet und zusätzlich Freunde und Bekannte angesprochen, und das Unwarscheinliche ist eingetreteten: Wir konnten in den wenigen Wochen tatsächlich den Kaufpreis von 3.500,– Euro (inkl. Zubehör wie Ladegerät und zwei Sätze Batterien) zusammenbringen.
Das funktionierte natürlich nur durch die Unterstützung des Vereins Freiheitskämpfer e.V. (vielen Dank an Lars und Larissa Clarenbach für die Bereitschaft zur Abwicklung und die Ausstellung von Zuwendungsbescheinigungen an die Spender) und nicht zuletzt für das gute Dutzend an Spendern. Es reichte dann auch, die Festkosten der Fahrt (Benzin, eine Hotelübernachtung, Autobahngebühren in Polen sowie Verpflegung der mit zurückgebrachten Flüchtlinge während der Fahrt) abzudecken. Vielen Dank dafür.
Nach einer geruhsamen aber extrem kurzen Nacht in Jarosław fuhren Magnus und ich frühmorgens nach Przemyśl, wo pünktlich um 5.00 Uhr morgens der Nachtzug aus Kyjiw angekommen war, und wir unsere Fahrgäste mitsamt Gepäck „einladen“ konnten.
Von Przemyśl ging es nochmal zurück in unser Hotel Dwór Hetman in Jarosław, wo die Hoteldirektorin unserer ganzen Gruppe ein Hotelfrühstücksbuffet angeboten hatte. Vielen Dank auch dafür.
Der Rest waren 1350 km Autobahn.
Klaus H. Walter, 3. Mai 2022
Spenden für eine weitere Hilfsgüterfahrt sind natürlich weiterhin willkommen, entweder über paypal an hilfsprogramm.de.ua@gmail.com (und parallel dazu Nachricht an mich, da paypal keine Benachrichtigungen bei Zahlungseingängen schickt)
oder bei gewünschter (deutscher) Zuwendungsbescheinigung (nur nötig über 300 €) an den Verein Freiheitskämpfer e.V., IBAN DE15 8306 5408 0004 1767 90
Kennwort Hilfsgüter Ukraine
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit, Spendenbereitschaft und Empathie für die Ukraine
Klaus H. Walter