“Hotel Schytomyr” – Unterkunft für Inlandsflüchtlinge, 8.10.2014 – Bericht 12/2014

Natürlich konnten wir daran nicht einfach vorbei gehen , denn wir wollten unbedingt auch wissen, wie die Dinge dort standen. Wir betraten das Gebäude, welches aus uralten Zeiten stammt. Eine junge Frau von etwa 30 Jahren wartete unten auf uns und erzählte, dass hier momentan über 300 Flüchtlinge leben, die alle aus Donezk oder Luhansk geflohen sind, darunter 112 Kinder. 2-3 Etagen sind ausschließlich für die Flüchtlinge bestimmt. Über den Zustand des Hotels muss ich nicht viel schreiben, ihr seht die Bilder. Ich weiß überhaupt nicht, wie man das als Hotel bezeichnen und für einen Aufenthalt noch Geld verlangen kann.

Sie erzählte uns, dass pro Familie nur ein Zimmer zur Verfügung steht, und dass es egal ist, wie viele Familienmitglieder da sind. Also leben in einem Zimmer bis zu fünf Personen. Eines der Zimmer durften wir betreten: Eine Mutter mit 3 Kindern lebt auf engstem Raum, sie war gerade beim Salatschnippeln. Ihr Sohn hatte Geburtstag. Was macht man, wenn man so was hört? Natalia und ich holten jeweils 20€ raus und gaben die 40€ der Frau. Sie wollte das Geld nicht annehmen und wenn sie es nimmt, dann nur mit anderen Familien teilen. Wir haben aber darauf bestanden, dass sie zuerst etwas für den Jungen kauft. Sie war sehr gerührt, und Tränen standen in ihren Augen.

Ich machte mich auf dem Weg zum Ausgang . Ich musste da einfach sofort raus, denn es war mir zu viel. Und so kamen die Anderen mir auch hinterher, und wir gingen weiter. Wir wollten eine Frau besuchen, die gerade vor zwei Wochen ihr Baby bekommen hat, aber leider waren wir zu spät. Die Frau ist mit ihren zwei Kindern zurück nach Donezk gefahren, weil sie es nicht mehr aushalten konnte, Flüchtling zu sein. Immer um Hilfe bitten und in der Hilflosigkeit zerissen zu werden. In Donezk hatte sie eine Wohnung, und so fuhr sie dann dahin zurück, wo sie wenigstens ein eigenes Dach über dem Kopf hat. Das war genug für mich, und wir gingen nach unten, um die Küche anzuschauen. Gerade haben ein paar Menschen etwas gegessen, also kam ich von hinten etwas näher heran und schaute in die Teller rein.

Sorry Leute, aber ich könnte vor Wut schreien: Tiere in Deutschland werden tausendmal besser ernährt! Ich übertreibe nicht, und ich mache hier auch kein Theaterspiel, denn es ist so wie ich es hier beschreibe: Die Menschen bekommen nur ein mal am Tag etwas Warmes. Zusammengestelltes Zeug, das man nicht als Essen bezeichnen kann oder darf: Etwas flüssiges, graues, klebriges Zeug. Dazu Reis und eine Tasse Tee. Das teilen sich die Menschen für den ganzen Tag ein. Wie soll man einem Kind erklären, dass es nur das zum Essen gibt? Zum Glück gibt es doch noch nette Menschen, und die bringen mal Brot oder Tee oder noch etwas anderes vorbei, und die Flüchtlinge teilen das alles gerecht untereinander auf.

Wir standen noch in der Eingangshalle, als ein Junge rein kam und auf unsere Begleiterin zuging. Das war ihr Sohn, der neun Jahre alt ist. Draußen war es kalt, und er hatte keine Jacke an. Er hatte keine, weil alles in Donezk geblieben ist. Wir, Natalia und ich, holten wieder unsere Geldbörsen heraus, gaben der Frau 40€ und sagten, sie solle dem Jungen eine Jacke kaufen. Sie fragte, wem sie die Quittung zeigen soll, als Beweis, dass sie die Jacke gekauft hat. Aber dann fing sie an zu weinen. Oleg schaute mich an und sagte, dass sie eigentlich sehr stark sei und dass er sie noch nie hat weinen sehen. Das war mir zu viel und zu schmerzhaft, denn ich kann das Wort „Quittung“ einfach nicht mehr hören. Ich verabschiedete mich blitzschnell und floh aus diesem Haus raus. Einfach raus an die frische Luft. Wenn ich das jetzt schreibe, stehen mir die Tränen immer noch in den Augen und ich muss mit mir selber kämpfen, um diesen Bericht zu Ende zu bringen. Wie viel Elend, Armut, Tränen, zerrissene Familien – und ich könnte es weiter so aufzählen – hat dieser Krieg mit sich gebracht? Wie viel Hilfe sie brauchen, einfach auch nur ein nettes Wort oder eine Umarmung…


Wir danken Euch herzlich für Eure bisherige Unterstützung, Euer Engagement und die praktische Hilfeleistung, welche diese und andere Opfer der Kriegshandlungen und deren Kinder in der Ukraine gerade so dringend benötigen – und hoffen natürlich auf weitere Spenden.

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Herzlichst

Eure Noelie Uhlmann, Natalia Likhacheva und das gesamte Team “Deutschland für die Ukraine” sowie “EuroMaidan NRW e.V.”

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